«Das Ding» zum Meditieren

Weshalb Eure Atmung manchmal das völlig falsche Meditationsobjekt ist und Ihr trotzdem eine meditative Atmung benötigt.

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In einem Atemzug

Kaum, dass Ihr Euch mit Themen wie Meditation oder Yoga befasst, wird in einem Atemzug das Thema Atmung genannt. Und ja, Eure Atmung spielt gerade als Einsteiger eine wichtige Rolle. Hier geht’s nicht nur um die klassische Atemmeditation, die beispielsweise auch OX & RE bei der einfachsten Meditationsübung der Welt ansprechen.

Richtiges Ein- und Ausatmen hilft nicht nur bei der Meditation, sondern sorgt für Ruhe und Wohlbefinden. Trotzdem kann die klassische Meditation mit einem Fokus auf Euer Atmen und Eure Gedanken genau das Falsche für Euch sein – je nach Situation und Tagesform. In diesem Artikel geht’s deshalb mal nicht um meditative Atemübungen oder Breathwork – sondern um andere «Dinge», denen Ihr Konzentration und Achtsamkeit schenken könnt. Und manchmal sogar müsst.

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Der Atem – das lebensverlängernde Einsteiger-Tool

Wenn Ihr zum ersten Mal mit Meditation in Berührung kommt, beispielsweise um Stress abzubauen oder mehr Ruhe im Alltag zu finden, werden Ihr früh mit zwei etwas widersprüchlichen Aussagen konfrontiert:

  1. Man kann «über alles meditieren» – über Gedanken, über Objekte, über Körper und Geist, über Eure Atmung.
  2. Gestartet wird mit einer Atemmeditation, denn die Atmung ist das ideale Objekt zur Übung als blutiger Anfänger.

Manche von Euch wundern sich vielleicht. Wenn man doch jedes Objekt nehmen könnte, warum ausgerechnet aufs Atmen achten? Die Atmung ist vergleichsweise langweilig und wird bereits nach kurzer Zeit dafür sorgen, dass die Gedanken abschweifen. Einfach ist es tatsächlich nicht, beispielsweise im Vergleich zur Konzentration auf ein äußeres Objekt.

Die Gründe für den Fokus auf Euren Atem sind aber offensichtlich. Anders als Gedanken oder Emotionen ist der Atem ein permanent vorhandenes Meditationsobjekt. Vieles andere ist zu flüchtig. Außerdem läuft die Atmung automatisch ab, Ihr müsst hier keine zusätzliche Energie investieren. Zudem – und das kennt Ihr vielleicht aus dem Yoga – bietet die ruhige Atmung den idealen Einstieg, um das Nervensystem zur Ruhe kommen zu lassen. Richtiges Ein- und Ausatmen sorgt dafür, dass der parasympathische Teil des Nervensystems angesprochen wird. Sprich: Körper und Geist schalten vom Stress-Modus eher herunter in einen Modus von Ruhe und Wohlbefinden.

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Meditative Atmung und Meditationsobjekt – ein Unterschied

Wenn Ihr Meditation lernen möchtet und klassischerweise mit einer Atemmeditation startet, vermischen sich zwei Dinge. Schnell entsteht der Eindruck, die meditative Atmung und die Konzentration auf den Atem als Meditationsobjekt sind unzertrennlich miteinander verbunden. Es ist jedoch etwas anders: Weil über Jahrtausende erprobt, ist Eure Atmung als Anfänger Meditationsobjekt und Meditationsbasis zugleich. Dies ändert sich mit der Zeit.

Mit größeren Fortschritten in der Meditation wendet Ihr Euch anderen Objekten zu, z. B. Eurem Körper, äußeren Objekten – und irgendwann dem Bewusstsein selbst. All dies hat nichts damit zu tun, dass Euer Atem weiterhin die Basis Eurer Meditation ist und bleibt. Dies seht Ihr in Videos online oder bei Retreats. Selbst bei Sitzungen, in denen Inhalte wie eine Metta Meditation im Vordergrund stehen, geht’s erstmal mit bewusstem, meditativem Atmen los. Wohin die Reise dann geht, entscheidet die jeweilige Stunde oder das Kursthema.

Atmen ist also (fast) immer der Einstieg und hilft Eurem Nervensystem, etwas Stress aus dem Alltag hinter Euch zu lassen. Was Ihr mit dieser Ruhe dann anfangt, ob Ihr einfach mit einer Atemmeditation weitermacht oder das Objekt der Meditation wechselt – das entscheidet Ihr selbst (oder ein kluger Yogi/Kursleiter).

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Jetzt bricht die Panik aus

Oben haben OX & RE «fast» immer geschrieben, wenn es ums Atmen als Einstieg in die Meditation geht. Es gibt sinnvolle Ausnahmen, mit denen Ihr Eurer Gesundheit und Psyche etwas Gutes tut. Anders als bei unserem Artikel über den meditativen Tiger und einen zu starken Fokus auf Achtsamkeit oder Konzentration gibt es einen weiteren Stolperstein, den Einsteiger übersehen.

Stellt Euch vor, Ihr möchtet eine Atemmeditation oder vergleichbare Übung nutzen, um im Alltag schnell auf Stress zu reagieren. Meditation ist also gerade nichts, was Ihr in Ruhe in einem geschlossenen Raum ohne Störung durchführen könnt. Euer Geist ist ordentlich aktiv, Eure Gedanken springen hin und her, Ihr regt Euch innerlich über etwas auf. Vielleicht herrschen Angst und Panik vor.

Mit Atemübungen ist es sicherlich möglich, Euer Nervensystem ein wenig zu beruhigen. Puls und Atem reguliert Ihr so etwas, aber Eure Gedankenwelt kann und wird weiterhin rasen. Natürlich wird sich auch dies mit der Zeit regeln, aber manchmal hat man nicht diese Zeit. Es ist ähnlich wie die Situation, sich zum Einschlafen zwingen zu wollen: Wenn man sich mit Druck zur Ruhe und Entspannung bringen will, klappt es eben nicht.

Hier kann es kontraproduktiv sein, Euch intensiv aufs Atmen zu konzentrieren. Warum? Weil der Atem noch zu sehr «innerlich» stattfindet. Mit dem Atem fokussiert Ihr indirekt auf Abläufe in Eurem Körper. Ihr bleibt bei Euch, bei Eurem Geist und findet so nicht den Abstand, der vielleicht gerade bei einer stressigen oder überforderten Gedankenwelt so wichtig wäre.

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Out of the dark …

Eine gute und sinnvolle Alternative liegt auf der Hand. Hier macht es sich bezahlt, eine Meditation für äußere Objekte gelernt zu haben. So führt Ihr den Geist aus der wilden Innenwelt hinaus und macht stattdessen Objekte der Außenwelt zum Fokus Eurer Aufmerksamkeit.

Dies kann im Rahmen von Achtsamkeit oder Konzentration erfolgen. Bei einer Konzentration wäre es eher ein einziges Objekt, mit dem Ihr Euch von Eurem Innenleben «ablenkt». Dies ist einen Tick schwieriger als Mindfulness, bei der Ihr eine allgemeine Achtsamkeit für alles anwendet, was Euch umgibt. Solange es Euch aus Eurem Kopf herausführt, werdet Ihr gewinnen.

All dies spricht nicht gegen eine meditative Atmung. Dies setzt allerdings etwas Übung voraus. Die Übung hieße, Eure Aufmerksamkeit konstant auf äußere Dinge zu lenken, aber zwischendurch ein «Feedback» über Euren Atem einzuholen. Eure Atmung und Euer Geist mit seiner wilden Gedankenwelt sind nicht dasselbe. Dies in ruhigen Momenten voneinander zu unterscheiden, wird in solch stressigen Momenten hohen Nutzen haben.

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Der Moment entscheidet

Damit Euch die Meditation nicht in noch tieferen Stress hineinführt, solltet Ihr deshalb ein Gespür für die verschiedenen Arten Eurer Druck- oder Stresssituation entwickeln. Herrscht das Chaos außen vor (in vollen Menschenmengen & Co.), ist ein Rückzug ins Innere ein kluger Schritt zur Beruhigung. Hier kann meditatives Atmen genauso nützlich sein wie vollwertige Atemübungen oder eine längere Atemmeditation.

Liegt Euer Stressor eher im Inneren, kann der Fokus aufs Atmen Euch zu sehr an Euer Innenleben binden. Hier wird’s ähnlich wie beim Zwingen zum Einschlafen schwierig, den chaotischen und gestressten Kopf «durch sich selbst» zu beruhigen. Der Fokus nach außen, auf den Körper oder noch besser äußere Objekte, wird Eurem Wohlbefinden hier stärker dienen. Und genau dies lässt sich üben, wenn die Meditation bei fortgeschrittenen von der Atmung zu anderen «Dingen» geführt wird.

Es entscheidet also der Moment – und Eure richtige Einschätzung, ob Eurer Stress gerade eher von innen und von außen kommt. Wenn Ihr durch Meditation auf diese Situationen vorbereitet sein möchtet, ist das regelmäßige Üben in ruhigen Momenten natürlich die beste Grundlage. Erst durch meditative Atmung, dann mit allem, was Euch sonst noch so umgibt – drinnen wie draußen.

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