Meditativer Tod durch Tiger

Wie Achtsamkeit und Konzentration beim Meditieren zusammenhängen und weshalb es überlebenswichtig ist, beides zu kultivieren.

Dieser Tiger verbindet mit Sicherheit auch Konzentration und Achtsamkeit.
OX & RE – das Logo zum Meditieren lernen

Achtung, (keine) Lebensgefahr!

Kann man durch falsches Meditieren eigentlich sterben? Ist dieses ganze Ding mit Achtsamkeit und Konzentration nicht vielleicht total gefährlich und plötzlich endet das Leben in einem Moment falscher Aufmerksamkeit? Und was hat das Ganze mit Tigern zu tun?

Zunächst möchten OX & RE beruhigen: Die meisten von Euch werden bei Euren Achtsamkeitsübungen wahrscheinlich keiner Lebensgefahr ausgesetzt sein. Vielleicht krampft der Muskel, wenn Ihr eine Übung im Yoga falsch macht, mehr müsst Ihr eigentlich nicht fürchten. Aber … und das ist ein sehr kleines «aber»… im Extremfall und mit sehr viel Erfolg in der Meditation … kann das Ganze ziemlich tödlich enden.

Doch immer mit der Ruhe. Das Gegenmittel gegen den meditativen Tod durch Tiger (und andere Gefahren) ist für Euch Yogis im Laufe der Zeit einfach zu beherrschen. Achtsamkeit und Konzentration müssen einfach nur gleichmäßig und zusammen kultiviert werden. Was das überhaupt heißt und wann endlich der Tiger aus dem Busch springt, erfahrt Ihr jetzt.

OX & RE - das Logo für Meditation, Stoizismus, Achtsamkeit und Konzentration

Achtsamkeit und Konzentration – die beiden Extreme

Wie im Artikel zum Thema Metta Meditation schon angesprochen, präsentieren OX & RE hier sehr wenig zum Thema «Was ist eigentlich Achtsamkeit/Mindfulness?» und «Was ist eigentlich Konzentration?». Zu beiden Themen gibt es zahllose Artikel im Internet, vieles mit wissenschaftlichem Hintergrund. Der Begriff «Konzentration» ist ansonsten auch aus dem Alltag ziemlich geläufig.

Einfach gesagt: Achtsamkeit ist ziemlich beliebt, Konzentration ist ziemlich unbeliebt. Stellt Euch vor, OX & RE zwingen Euch, Euch eine Stunde vor eine Uhr zu setzen und sich die gesamte Zeit über auf den Sekundenzeiger zu konzentrieren. Ein Horror! Bei manchen von Euch scheitert das gesamte Projekt nach ein paar Sekunden. Und das ist nur allzu menschlich.

Für OX & RE sind Achtsamkeit und Konzentration zwei Extreme, zwei Endpunkte auf einer Skala Eurer Wahrnehmung. Den perfekten Yogi gibt es nirgendwo in der Welt, aber richtig praktiziert wäre Achtsamkeit der simpelste Zustand Eures Gehirns und Konzentration der schwierigste.

Konzentration ist messerscharfer Fokus ohne Ablenkung. Und das mag kein Kopf. Gedanken kommen, Gedanken gehen. Immer neue Gedanken möchten Euch ablenken. Immer wieder bewusst die Konzentration zu halten, ist sauschwer. Achtsamkeit ist das Gegenteil. Offen bleiben, nicht auf etwas fokussieren. Die Gedanken «wie Wolken ziehen lassen», bis im Kopf nur der blaue Himmel bleibt. Nichts tun. «Nichts denken».

OX & RE - das Logo für Meditation, Stoizismus, Achtsamkeit und Konzentration

Jetzt kommt der Tiger (und der Bus)

Wenn Ihr Euch etwas intensiver mit Meditation befasst, merkt Ihr schnell: Es gibt eine Reihe von Achtsamkeitsübungen, und eine Reihe von Konzentrationsübungen (und natürlich manches mehr). Warum nicht nur einen dieser Bereiche trainieren? Zum Beispiel die deutlich einfachere Achtsamkeit. Mindfulness wird durch zahllose geführte Meditationen abgedeckt, die Ihr z. B. bei YouTube oder in Podcasts findet. Achtsam zu sein und bewusst durchs Leben zu gehen, ist ein «Trend». Oder man fordert sein Gehirn richtig und wagt sich an Konzentrationsübungen. Hart, aber mit der Zeit wird der geistige Fokus langsam aber sicher besser.

Zu wenig Aufmerksamkeit in Fachartikeln, beim Yoga oder im Internet erhält nach Meinung von OX & RE die Tatsache, dass nur die Übung beider Disziplinen parallel Euch wirklich voranbringt. Und dies erkennt Ihr in diesem Gedankenexperiment, bei dem wir Eure Erfolge in der ein oder anderen Disziplin ins Extrem drehen:

  1. Stellt Euch vor, Ihr seid absolute Konzentrationsprofis. Ihr fokussiert auf ein Objekt, und das über Stunden hinweg, nichts kann Euch ablenken. In diesem Zustand merkt Ihr nicht mehr, wie sich der Tiger anschleicht oder der Bus auf Euch zufährt und hupt. Euer Tunnelblick ist so eng gefasst, dass Ihr blind geworden seid für das breite Spektrum der Welt um Euch herum.
  2. Stellt Euch vor, Ihr seid absolute Achtsamkeitsprofis. Ihr nehmt das große, ganze Gesamtbild war, ohne negative Gefühle, ohne Urteil über das, was Euch umgibt, Ihr seid einfach Teil des Ganzen. Ja, da ist ein Tiger. Ja, da ist ein Bus. Aber: Wir nehmen nur wahr, wir bewerten nicht. Da hupt etwas, Bremsen quietschen, Zähne werden gefletscht. Egal, keine Bewertung, nur Wahrnehmung. Rumms.

Alles absurd – oder?

Beides ist offensichtlich extrem (und tödlich), aber lustigerweise nicht absurd. OX & RE erinnern sich an ein Interview, in dem zumindest der zweite Fall als ernsthaftes Problem eines erfahrenen, westlichen Yogis (die Erinnerung verblasst hier etwas, es war wohl Shinzen Young) beschrieben wurde. Der sich gelegentlich in einem tief meditativen Umgang in der Welt dran erinnern muss: Vorsicht, wenn ich auf die Straße gehe, könnten Dinge im Feld meiner Wahrnehmung zur Gefahr werden. Heißt: Meditativer Tod durch Tiger und Bus sind denkbar, aber für alle Leser der OX & RE Artikel höchst unwahrscheinlich.

OX & RE - das Logo für Meditation, Stoizismus, Achtsamkeit und Konzentration

Die perfekte Prävention: richtig meditieren

Auch ohne die genannten Extreme merkt Ihr schnell, wie vorteilhaft es ist, Achtsamkeit und Konzentration parallel zueinander als Übung zu kultivieren. Genau betrachtet sind sogar die einfachsten Meditationsübungen, beispielsweise unsere Ox-Re-Cise 1, genauso aufgebaut. Ihr betreibt hier eine Mischung aus Mindfulness und Konzentration. Die Übung mit Aufmerksamkeit für das Einatmen und Ausatmen nehmen wir deshalb auch als Beispiel, um den Vorteil des parallelen Übens zu beschreiben:

Ihr sollt Euch auf Eure Atmung, auf das Einatmen und Ausatmen und das Gefühl in der Nase oder im Bauch «konzentrieren». Dieses Wort sagt schon alles. Und wenn Ihr das perfekt könntet, würde Ihr nicht merken, welche Gedanken sonst noch im Kopf aufkämen. Manche wünschen sich vielleicht diese komplette Gedankenlosigkeit, aber wirklich zu erreichen ist sie nicht.

Ihr verankert Eure Konzentration auf dem Atem und geht gleichzeitig achtsam und bewusst mit dem um, was zwangsläufig früher oder später kommt. Ideen. Ablenkungen. Das lässt sich nicht verhindern. Ihr nehmt es wahr. Ihr kritisiert Euch nicht dafür.

Im Gegenzug würdet Ihr sofort Eurer flüchtigen Gedankenwelt folgen, wenn Ihr nicht die Konzentration hättet, wieder zur Atmung zurückzukehren. Oder Ihr würdet bei dieser Offenheit und angestrebten «Gedankenlosigkeit» ziemlich schnell einschlafen oder zumindest wegdämmern. Viele von Euch kennen das sicherlich von Achtsamkeitsübungen, bei denen Ihr schnell einschlaft. Hier fehlt es eben an Konzentration, an Aufmerksamkeit. Mindfulness ist eben etwas sehr «Waches» und keine Entspannungsübung.

OX & RE - das Logo für Meditation, Stoizismus, Achtsamkeit und Konzentration

Das besondere Pendel

Auch deshalb heißt es so oft bei der Meditation: Ärgert Euch nicht, wenn Eurer Kopf abschweift, führt sie bewusst wieder zurück, ohne Euch zu kritisieren. Genau dies ist das besondere Spiel der Meditation, ein stetiges Pendel zwischen achtsam sein und konzentriert sein. Und echte Fortschritte spürt Ihr in einem Bereich dann, wenn Ihr bewusst auch im anderen nachzieht. Mit der richtigen Aufmerksamkeit für dieses Zusammenspiel wird Euch so schnell kein meditativer Tiger in Eurem Leben auflauern.

Kategorie:

Stichworte: